Bilder für ein Kapelle am Rhein
Auszüge aus einem Interview mit Thomas Nolden (Radio L´Ost/Bonn 10.2.2011 17°°)
..Die Kapelle kenne ich ja aus ihrem Ursprungsplatz, aus ihrem Herkunftsort, nämlich als Nutzgerät, sprich Hopfendarre und die Faszination für diesen kleinen Raum konnte ich sofort nachvollziehen und was mich besonders fasziniert, ist die Möglichkeit einer professionellen Ausstellung in einem absolut privaten Raum.
Das ist das eine und das andere ist der Raum selber, das es so ein tolles Holz ist, so eine tolle Farbe hat, so eine tolle Größe hat. Dass es ein Raum ist, den man betreten kann obwohl man in einer muffigen, spießigen, normalen Wohnung ist, das es darin einen Raum gibt, der die Freiheit eines Kunstraums hat, der sich nicht den Zwecken des Wohnens unterwerfen muss….
.…ich konnte mir das bis zum Schluss nicht vorstellen und da habe ich gehofft, dass es funktioniert und bin jetzt total begeistert, dass es so gut funktioniert – nachher müssen wir nochmal gucken, vielleicht sind die Lampen im Innern etwas hell, vielleicht reicht da eine, denn so sind die Pinselstrukturen so stark betont, dass die Farbe fast ein bisschen verschwindet – aber wie das zusammenpasst ist ein wunderschönes Zusammenspiel….
….die Bilder sind so richtige Heimwehbilder eigentlich, die ich letztes Jahr angefangen hab, da war es Winter, -4 Grad und ich bin mit meiner Staffelei in der Rheinpark gegangen um den Kölner Dom und den Rhein zu malen. Das ist natürlich ein Ding der Unmöglichkeit aber es ist einfach eine herrliche Situation - und in dem Unmöglichen, das zu bewältigen liegt auch die Chance, auf eine Überraschung zu stoßen …ich ziehe oft mit der Staffelei aus, um mich überwältigen zu lassen von der Wirklichkeit, um an Grenzen zu stoßen, die nicht zu bewältigen sind…
Wenn ich jetzt ein Foto vom Dom nehmen würde und würde das in der warmen Stube abmalen, dann wäre überhaupt kein Erleben von Fluss, von Größe und Architektur, von Kälte und Wärme da, sondern es wäre eine Übertragungsarbeit und da könnte man sehr sorgfältig vorgehen und könnte Pfeiler für Pfeiler malerisch umsetzen.
Wenn man jedoch unter dem Eindruck der Vorortsituation steht, ist man gezwungen schnell, damit man nicht friert, zu Lösungen zu kommen, die nicht bis ins Letzte kalkulierbar sind. So entstehen dann Bilder, die einem selber noch etwas Neues offenbaren….
…..für die Bonner Ansichten, bin ich extra angereist - das war als die Idee mit einer Ausstellung in der Kapelle festgemacht wurde. Da habe ich gedacht, das ist schön, da kann ich dieses Thema „Rheinbilder“ nochmal aufgreifen. Ich muss dazu sagen, ich hab´ vor über 20 Jahren schon einmal Rheinbilder gemalt, auch in einer ähnlichen Palette, allerdings mit Wachsfarbstiften und ich hab mich an diesem Thema festgehalten - auch über meinen New York Aufenthalt, wo dann aus Rheinbildern Hudsonbilder wurden.
Flusslandschaften zu malen hat mich immer fasziniert und zu so einem Thema nochmal zurückzukommen, ist natürlich total schön….
….. es war mir ein besonderes Vergnügen, Luftlinie auf der anderen Rheinseite vom Ausstellungsort einen Blick auf Bonn zu malen, sozusagen die Aktion des Malens direkt anzubinden an die Ausstellungssituation. Vor allen Dingen hat es ja auch Spaß gemacht, dass die Kapellenleitung und ich da zusammen waren, am Rhein. Das ist auch etwas, was ich immer wieder genieße, wenn es Situationen gibt, in denen das Malen ein bisschen an Einsamkeit verliert, entweder durch einen Menschen oder im Fall der Schafe durch die Schafe selbst – das noch eine lebendige Sache mitschwingt.
….ich bin wieder an Figuren, Menschen in der Landschaft zu malen, nicht nur Schafe. Die menschliche Figur noch mal anzupacken, das ist eigentlich dass, was ich im Moment im Atelier mache…
….Rheingedichte und Gedicht habe ich ganz viele gemacht, hauptsächlich in den ´90er Jahren und ganz viele auch für meine Frau, aus Liebe zum Rhein und zu meiner Frau, daher kommt dieses NORMAL-Gedicht auch…
..Es entstehen aber immer wieder Gedichte, zuletzt über das Fahren auf deutschen Autobahnen….
….die Palette des Rheins ist faszinierend, er hat eine irrsinnig schöne Braun- und Graupalette. Das hat die Silvia Auerbach mal so gut formuliert….die verschiedenen Grautönen unterscheiden uns im Lebensgefühl von den südländischen, kräftigen Malereien, die viel stärker aus Farbkontrasten leben….Auch wenn die Bilder manchmal etwas recht trauriges kriegen, erfüllt mich das Ganzes mit Freude. ……
….Ich denke manchmal, dass man eher fröhlich sein muss, um glaubwürdig ein trauriges Bild zu malen. Wenn jetzt jemand der traurig ist, ein trauriges Bild malt, dann sumpft der ab, dann hat der nicht die Kraft dafür. in der Depression kan man keine Bilder malen. Für eine stille, melancholische Stimmung braucht man eine große, fröhliche Kraft, um diese malen zu können. Wenn einen die Melancholie überwältigt, kann man nicht mehr malen, da sitz man weinend am Rhein – das hat ja keinen Zweck…