Ein Lamm für Herrn Theewen - Thomas Nolden 2010

Lieber Herr Theewen , 

ich male doch nur das Schaf , wie es sich mir offenbart. Nackt , nur durch die Wolle geschützt die ihm die Natur über die zarte Haut gestreift hat.
Dort mit seinem Maul wo ich mit schmutzigen Schuhen stehe, umringt von meinen Kindern.  Die, zwar in Köln geboren, in aktzentfreiem schwäbisch jedoch mein Tun kommentieren .
"Ruhm", rauscht der Wind und ich führe Worte wie "es ist schon auf der Buchmesse bevor es überhaupt gedruckt" ist im Mund ."Landschaft mit Schafen".

Meine Frau lächelt .

Eine Gebärende ruft sie zu kommen. Sie lässt uns auf der Weide zurück . Wir sinken nieder unsere Gedanken sind bei ihr und der niederkommenden Mutter.  Wieder hebe ich den Pinsel diesmal male ich ein Lamm. Ich male das Lamm für Herrn Theewen , meinen Verleger aus Köln. 

Die Kinder weinen .

Jedes darf eine Stelze nach Hause tragen. ich selbst trage den Stab und das Bild .  Noch riecht es tranig nach Öl und Dung , doch es wird trocknen , froh glänzt es denn es darf nach Köln .  Da erfasst mich eine große Traurigkeit und ich blicke auf den kleinen Bach, "Kochhart" ,den ich eintauschte gegen den reißenden Rhein . Wieder rufen die Kinder sie klappern mit den Holzlöffeln , ich reiße mich los .
Meine Frau hat Kuchen und Wein von der Wöchnerin bekommen.  Wir leeren die Flasche in einem Zug.  Sie packt meinen Koffer , und legt auch die Bilder hinein.
Zuletzt hält sie das" Lamm" noch in der Hand .  "Ist es nicht wunderbar ein Maler zu sein" fragt sie mich , ich lächele nur und meine Augen sagen ;  "wir sind nur Gebärende ." 
Dann spricht sie es aus ; "....und jedes Geborene hat seine Bestimmung ,dieses Schaf ist Gerhard Theewens Schaf." 
Jetzt packt sie Lammfleisch, Würste , und Schafskäse zu dem gutem Brot in mein Bündel. 
Sie winkt mir noch lange mit dem Taschentuch nach, ich versuche verzweifelt nicht zurückzublicken denn ich weiß das sie weint. Sie weint über jedes Bild das geht, wie ein Kind aus dem Haus.
Doch ohne mein Zutun haben meine Lippen sich auch schon zu einem Lied geformt, und ich höre verwundert wie ich die Weise von Willi Ostermann zu singen beginne;

"Warum ist es am Rhein so schön !"